Harf Zimmermann – The Sad Eyed Lady
»Man kann die Welt an vielen Orten begreifen«, sagt Harf Zimmermann. Ihn faszinieren solche, die von den meisten gar nicht bemerkt werden, die schon im Begriff sind, in Vergessenheit zu geraten. Ihre Geschichte möchte er erzählen. So wie die des »Blub«, des Berliner Luft- und Badeparadieses in Berlin-Britz. Eröffnet 1985 und zu Zeiten der Berliner Mauer etwas wie ein Wallfahrtsort mit mehr als sieben Millionen Besuchern, dann 2004, ein Jahr vor der endgültigen Schließung, einer der »uncoolsten Orte der Stadt«, wenn man einer Umfrage der Berliner Morgenpost aus demselben Jahr glauben kann. In The Sad Eyed Lady dokumentiert Harf Zimmermann den endgültigen Niedergang des Bads, er fotografiert ein »Disneyland in Ruinen«, zeigt, wie sich Sprayer, Obdachlose und Touristen den Ort zu eigen machen, wie die Natur sich ihn zurückholt, zeigt Schönheit und Zerstörung.
»Die Stadt dringt nicht bis hierher durch, kaum Geräusche. Alle Brücken gekappt, die Fenster vernagelt oder blind, alles hier scheint verwunschen. Dies könnte das Reich der Schneekönigin sein, wo die schöne Prinzessin gefangen gehalten wird, mit einem schrecklichen kalten Fluch belegt. Oder ist es wie bei der Episode aus Raumschiff Enterprise, als sich Captain Kirk, Pille und Spock auf einen Himmelskörper beamen lassen, nachdem die Sensoren Spuren einer Lebensform gemeldet haben, nur um festzustellen, dass die Fremden entweder ihren Planeten verlassen haben oder ausgelöscht wurden, ehe sie dazu kamen? Und jetzt weiß niemand mehr, wie sie aussahen, diese Wesen, und wozu ihnen all die seltsamen Dinge dienten, die sie zurückließen.«
—Harf Zimmermann