Die Scheibenrisse der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe
Die Staatliche Kunsthalle Karlsruhe besitzt mit über 1.100 Blatt den weltweit größten Bestand an Vorzeichnungen für Glasgemälde so genannte Scheibenrisse.
Die Zeichnungen lassen sich rund 30 Künstlern aus dem 15. bis 17. Jahrhundert zuordnen, die unter anderem in Zürich, Basel, Schaffhausen und Straßburg tätig waren. Die Glasmalerei erlebte zu dieser Zeit eine große Blüte, die mit dem Brauch zusammenhing, sich gegenseitig kleine Glasgemälde zu stiften, um Bündnisse, Ämterbesetzungen, Ehe-Allianzen oder Freundschaften anzuzeigen. Bevorzugte Motive waren neben den Stifterwappen, Szenen aus Alltag und Handwerk, moralische Allegorien und Exempla, die die Menschen zu einem tugendhaften Leben anhalten sollten.
Die Karlsruher Scheibenrisse sind ein in Größe und Qualität einmaliger Bestand, der in den vergangenen vier Jahren erstmals wissenschaftlich bearbeitet wurde. Mit dem Bestandskatalog wird dieses Material nun vollständig der Forschung und Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Er ist ein unverzichtbares Nachschlagewerk für alle Kunstsammlungen, Galerien und Privatsammler im In- und Ausland, die sich mit den vielgestaltigen Phänomenen der Altmeisterzeichnung und der Glasmalerei befassen.
Der vorliegende Bestandskatalog ist die erste Publikation dieser Art in Deutschland. Er ermöglicht nicht nur einen anschaulichen Überblick über die Zeichnungsgattung der Scheibenrisse, sondern bietet gleichzeitig umfangreiches Referenzmaterial für andere Sammlungen. Daneben ist er aufgrund der lokalen Verortung der Gattung und der Herkunft der Künstler für all diejenigen lohnend, die sich mit Kunst und Kultur Süddeutschlands, der Schweiz und des Oberrheins beschäftigen.